Bert Rößler
Bert Rößler und seine fesselnden Geschichten über die Vergangenheit des Chemnitzer Nahverkehrs sind vielleicht einigen von euch bereits von den historischen Bahntouren in der Stadt bekannt. Seit dem Jahr 1985 ist er im Chemnitzer Straßenbahnverkehr tätig und arbeitet heute als Meister bei der CVAG. Als Gründungsmitglied des Chemnitzer Vereins Straßenbahnfreunde e.V. ist er seit langem ein leidenschaftlicher Straßenbahnfan.
Freitags nach eins
Als ich noch ein Kind war, bin ich nach meiner ersten Straßenbahnfahrt ohne Mutti oder Oma Richtung Siegmar nach Hause gekommen und habe gesagt: „Mutti ich habe ein neues Hobby – ich bin jetzt Straßenbahnfan.“ Schon damals wusste ich, dass ich mir etwas in der Richtung einmal als Job suchen werde.
Mein erster Lehrfacharbeiter in Kappel war Herbert Schulze, den alle immer nur „Bügel-Schulze“ genannt haben. An ihn denke ich oft zurück, denn er hat mich die Weisheit gelehrt: „Nimm ruhig reichlich Fett“. Daran halte ich mich heute noch, wenn ich irgendwo eine Schraube reindrehe. Man kann diesen Spruch allerdings auch auf viele andere Bereiche im Leben übertragen. Auch an Karl Grund aus Kappel erinnere ich mich gerne. Er hat dort die alten Rangierwagen gefahren, mit denen die HU-Tatras umgesetzt wurden und hat mir viel über die alte Zeit erzählt. Manchmal durfte ich auch bei den Rangierarbeiten mitfahren.
Freitag nach eins war Aufräumen der Werkstatt angesagt. Naja und wenn man Ordnung geschaffen hatte, wurde natürlich auch kein Dreck mehr gemacht. Ich bin als Lehrling dann immer zu den Rangierwagen gegangen und habe sie gepflegt. Das war genau meins.
Die Gründung der Straßenbagnfreunde
Anfang 1987 bin ich schließlich nach Altendorf gewechselt und traf dort was die Faszination für alte Straßenbahnen angeht auf viele Gleichgesinnte. Zu dieser Zeit hat sich dort im Übrigen auch unser heutiger Museumsverein, die Arbeitsgemeinschaft Straßenbahnfreude, gegründet. Es gab einen Aufenthaltswagen für die AG, den wir uns ganz wohnlich eingerichtet haben. Das hat uns natürlich gefetzt, zumal sonst nur Meister und Vorabeiter „eigene“ Lagerwagen zur Verfügung hatten. Altendorf war auch noch nach der Wende Sitz unseres Vereins, bis er mit allen Oldtimern 1996 nach Kappel umgezogen ist.
Arbeitsmäßig war für mich mit der Stilllegung der letzten Schmalspurstraßenbahn und der Armeezeit 1989 wieder Kappel angesagt. Diesmal war ich in der Zwischenuntersuchungs (ZU)-Brigade hauptsächlich mit Lackierarbeiten und Drehgestelltausch beschäftigt.
Der schönste Moment in Kappel war für mich bisher im Jahr 2008, als wir es geschafft hatten, die Oldtimer-Straßenbahnen aus der Halle wieder mit eigener Kraft 96 Meter auf dem Gleis 0 fahren zu lassen.
Wenn ich an die Zukunft des Garagen-Campus denke, würde ich mich richtig freuen, mit den alten Bahnen auf den Schmalspurgleisen wieder ein Stück weiter auf die Zwickauer Straße fahren zu können. Generell wünsche ich mir, dass dort mehr gezeigt wird, was hinter den Kulissen alles so passiert und es bessere Möglichkeiten gibt, die Oldtimer in Stand zu halten.