Steffi Arnold_2017 / Februar 2024

Steffi Arnold

Steffi Arnold begann im Jahr 1978 ihre Lehre als Facharbeiterin für den städtischen Nahverkehr und arbeitet heute als Straßenbahnfahrerin für die CVAG. Schon als Kind wusste sie, dass sie genau wie ihr Vater Straßenbahnfahrerin werden möchte.

Meine erste Begegnung mit dem Betriebshof Kappel hatte ich bereits in meiner Schulzeit. Als Schülerin bewarb ich mich im Jahr 1976 – damals noch beim VEB Nahverkehr Karl-Marx-Stadt – um einen Ferienjob für drei Wochen. Den bekam ich auch und zwar als Reinigungskraft im Betriebshof Kappel.

Meine Aufgabe war es, die Büros, Toiletten, Garderoben und den Speisesaal zu putzen, wodurch ich verschiedene Abteilungen in den Gebäuden kennengelernt habe. Der Raum vom Hausmeister, dem ich unterstellt war, befand sich an der Stirnseite des Speisesaals und nebenan war ein kleiner Raum für den Rangierleiter der Straßenbahn. Seine Aufgabe war es, die Schmalspurfahrzeuge morgens und nachmittags aus der Wagenhalle auf die Zwickauer Straße und wieder zurückzuleiten. Das waren die sogenannten Verstärkungsfahrten – Dafür interessierte ich mich am meisten. Generell war mir immer klar, dass ich selbst, wie bereits mein Vater, Straßenbahnfahrerin werden wollte. So begann ich dann 1978 eine Lehre beim VEB Nahverkehr als Facharbeiterin für städtischen Nahverkehr.

Vielfältige Abteilungen und handwerkliche Expertise

Während meiner Lehrzeit war ich auch im Betriebshof Kappel in der Straßenbahnwerkstatt. Hier wurden Teile der Schmalspurfahrzeuge wie auch der Tatra-Bahnen repariert und gewartet. Ebenso fanden Hauptuntersuchungen, Lackierarbeiten und Ausbesserungen an den Fahrzeugen statt. So durchlief ich verschiedene Abteilungen wie zum Beispiel den Bügelbau, die Ankerwickelei, den Motorenbau, den Drehgestellbau und den Beschleunigungsbau.
Mein Weg von der Garderobe zur Werkstatt führte immer durch die alte Schmiede, wo noch hart gearbeitet wurde. Übrigens war die Arbeit damals in den Werkstätten noch ein echter Knochenjob ohne digital gesteuerte Technik, eben Handwerk. Für meine Ausbildung, das technische Verständnis für die Fahrzeuge und die Zusammenarbeit untereinander war das ein wichtiger Abschnitt.

Vom Lehrling zur Triebwagenführerin

Am ersten Mai 1980 war ich dann ausgelernte Triebwagenführerin. An diesen Tag erinnere ich mich noch sehr genau – es fand traditionellerweise eine Demonstration statt, an der jede:r Bürger:in verpflichtet war teilzunehmen. Nach der Demonstration bin ich dann voller Freude meine erste Nachtschicht in alleiniger Verantwortung angetreten.
Am Fahren gefällt mir vor allem der technische Teil. Auch in Kappel fand ich den Bau der Beschleuniger der alten Tatra-Wagen besonders spannend – das Ineinandergreifen der Räder und wie alles miteinander zusammenhängt fasziniert mich sehr. Ich mag es auch, am Ende des Tages zu wissen, dass ich so viele Leute an ihr Ziel gebracht habe, ohne einen Unfall zu bauen. Damals war ja auch noch richtig etwas los in der Bahn – man hat sich generell noch mehr unterhalten – heute sind die Menschen hingegen oft eher für sich und mit ihrem Handy beschäftigt.

Für den Garagen-Campus wünsche ich mir auf alle Fälle, dass das Straßenbahnmuseum bestehen bleibt. Super wäre auch, wenn der frühere Speisesaal und die alte Schmiede wiederbelebt wird.